September
2004: Flügelspieler Chuck Eidson kommt Anfang September für ein zehntägiges Probetraining zu den GIESSEN 46ers und überzeugt in den Trainingseinheiten sowie in den ersten beiden Testspielen gegen den Nord-Zweitligisten Düsseldorf Magics (90:71) und den belgischen Erstligaclub Euphony Bree um die ehemaligen Gießener Chris Finch und Brian Lynch (81:80). Unmittelbar nach dem Sieg gegen die Belgier nehmen die 46ers-Verantwortlichen Eidson bis zum Saisonende unter Vertrag. Am Ende der Saison 2004/05 gewinnt Bree durch einen 3:1-Finalerfolg gegen den Favoriten und Uleb-Cup-Viertelfinalisten Spirou Charleroi
übrigens ziemlich überraschend die Meisterschaft in Belgien.
Unterdessen ist der neue Spielmacher der 46ers, Anton Gavel, mit der slowakischen Nationalmannschaft erfolgreich. In der Hinrunde der Europameisterschafts-Qualifikation gelingt der Slowakei gegen die Schweiz, Malta und Irland die optimale Ausbeute von drei Siegen aus drei Spielen. Am 22. September steht der zu diesem Zeitpunkt 19-jährige Gavel im Test gegen Ludwigsburg erstmals für die 46ers auf dem Parkett und trägt vor rund 500 Zuschauern in der Osthalle in 24 Minuten neun Punkte zum 87:82-Sieg bei. Das Spiel hatte 90 Minuten später als geplant begonnen, da der Ludwigsburger Mannschaftsbus auf der Autobahn in einen Stau gekommen war.
Der Reigen der Gießener Testspielsiege hält auch beim Viererturnier in Bad Neuenahr an. Im Halbfinale setzen sich die 46ers mit 71:65 gegen die Telekom Baskets aus Bonn durch, im Finale gelingt ein 80:75-Sieg gegen den TBB Trier. Und das, obwohl die Mittelhessen bislang noch nicht mit einem ihrer etatmäßigen Power Forwards antreten konnten - Mike Mitchell fehlte weiterhin infolge seiner Schulter-OP, Neuzugang Justin Phoenix hatte mit einer Leistenzerrung zu kämpfen, der mögliche Mitchell-Ersatz Gerrit Terdenge
war durch eine Muskelzerrung im Oberschenkel spielunfähig.
Oktober
2004: Terdenge und Phoenix sind am 3. Oktober beim Auswärtstest in Bree erstmals mit von der Partie. Dafür fehlen die leicht verletzten Wane, Campbell und Hartenstein. Gießen behält trotzdem die Oberhand und gewinnt mit 76:73. Besonders Terdenge drängt sich auf und überzeugt mit 16 Punkten und acht Rebounds. Kurz darauf geben die 46ers die Verpflichtung des Linkshänders
bis zum Ende der Spielzeit 2004/05 bekannt.
Drei Tage nach dem Erfolg in Bree muss die Mannschaft von Cheftrainer Stefan Koch die erste Niederlage einstecken. In der Trainingshalle der OPEL SKYLINERS aus Frankfurt zieht man gegen den Hessenrivalen knapp mit 71:73 den Kürzeren. Noch unerfreulicher als die Niederlage ist aber die Nachricht, dass bei Florian Hartenstein die Kapselbandverletzung in der linken Hand wieder aufgebrochen ist. Auch ohne ihren Kapitän fährt das Team zwei weitere Erfolge gegen Braunschweig (85:78) und beim belgischen Erstligisten Scarlett Vilvoorde (80:66) ein. In den letzten beiden Tests kommt es jeweils zum Aufeinandertreffen mit dem GHP Bamberg: Im Bamberger Forum spielen die Rot-Weißen eine Woche vor dem Saisonstart gegen ALBA Berlin eine starke erste Halbzeit, unterliegen am Ende aber knapp mit 76:79. Zwei Tage später erhalten die 46ers einen kleinen Dämpfer. In der Gießener Osthalle ist man gegen den selben Gegner unter Ausschluss der Öffentlichkeit ohne echte Chance und verliert klar mit 52:70. Dennoch fällt die Testspiel-Bilanz mit acht Siegen und drei Niederlagen positiv aus. In den Aufeinandertreffen gegen die direkte BBL-Konkurrenz stehen für das fast vollständig neuformierte 46ers-Team vier Siege und drei Niederlagen
zu Buche.
Der Bundesliga-Auftakt misslingt jedoch: Das erste Saisonspiel gegen die Albatrosse gestalten die 46ers die Partie vor 3.150 Zuschauern in der ausverkauften Osthalle zwar bis zum 69:71 in der 37. Minute offen, am Ende lassen sie aber die nötige Abgebrühtheit vermissen und unterliegen mit 71:84. Fünf Tage später zerlegen die Gießener in ihrem zweiten Heimspiel den BBL-Aufsteiger aus Schwelm in seine Einzelteile. Beim 106:62 zeigen sich die Gastgeber in nahezu allen Belangen überlegen. Mit Chris Anrin (21 Punkte, fünf von sieben Dreiern), Justin Phoenix (17), Anton Gavel (17), Chuck Eidson (11), Souleymane Wane (10, dazu 17 Rebounds) und Heiko Schaffartzik (10) punkten gleich sechs Spieler
zweistellig.
November 2004: Den vorletzten Monat des Jahres beginnen die Gießener mit zwei Auswärtserfolgen in Karlsruhe (79:65) und Trier (78:54), bei denen sie rundweg überzeugen. Damit hat man schon zu diesem frühen Zeitpunkt einen Auswärtssieg mehr auf dem Konto als in der gesamten vorangegangenen Saison. Zwischen diesen beiden Partien leistet sich die Koch-Truppe beim mit Spannung erwarteten Hessenderby gegen Frankfurt 22 Ballverluste und verliert in der pickepackevollen Osthalle folgerichtig mit 70:77 gegen den amtierenden Deutschen Meister. Während Stefan Koch nach der Begegnung die mangelnde Einsatzbereitschaft seiner Spieler kritisiert ("Basketball lebt von Leidenschaft, Intensität und Enthusisamus. Diese drei Dinge haben uns heute gefehlt!"), erntet der türkische Gästecoach Murat Didin in der Pressekonferenz Lacher, als er - angesprochen auf die Stimmung in der Osthalle - erwidert: "Im Vergleich zu den Derbys, die ich aus meiner Zeit in Istanbul
gewohnt bin, kam ich mir hier eher wie in den Flitterwochen vor."
Auf den Sieg in Trier folgt die schwächste Saisonphase der Mannschaft. Drei Bundesliga-Niederlagen in Folge (68:70 in Würzburg, 66:67 zu Hause gegen Tübingen, 63:85 in Artland) und die Zwischenbilanz von 6:10 Punkten nach acht Spieltagen bringen Coach Stefan Koch und die 46ers-Fangemeinde ins Grübeln - spielt man doch wieder nur gegen den Abstieg aus der Eliteklasse? Immerhin lassen die Gießener bei ihrem ersten Pokalauftritt nichts anbrennen - beim Süd-Zweitligisten TSV 1861 Nördlingen gelingt ein klarer 90:53-Erfolg und der Sprung ins Achtelfinale.
Dezember 2004: Die Mannschaft demonstriert in der Liga jene Tugend, die sie fortan bis zum Saisonende auszeichnen sollte: Immer dann, wenn sie schlecht gespielt oder verloren hat, kommt sie umso stärker zurück. Nach der hohen 22-Punkte-Niederlage in Quakenbrück beenden die 46ers ihre Mini-Krise und kämpfen sich mit einem extrem starken Willen zum 85:80-Sieg gegen Oldenburg. Weniger durch eine spielerisch überzeugende Vorstellung als vielmehr infolge eines großen Kampfgeistes triumphieren die Gießener eine Woche später bei BS|ENERGY Braunschweig mit 67:58, obwohl sie bis zur 28. Minute noch mit 32:46 in Rückstand gelegen hatten. Unmittelbar nach dem von einer auf beiden Seiten erschreckend schwachen Trefferquote aus der Dreierdistanz gekennzeichneten Sieg (Braunschweig: 1 von 21, Gießen: 1 von 16) wird Energy-Coach
Ken Scalabroni von der Klubführung entlassen.
Vor dem nächsten Heimspiel gegen Bonn geben die 46ers die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Chuck Eidson bekannt und unterstreichen somit ihr Vorhaben, an der Lahn auf Kontinuität setzen zu wollen. Eidson, der bis dato durchschnittlich 16,0 Punkte, 6,2 Rebounds, 2,9 Assists und 1,9 Ballgewinne pro Spiel beigesteurt und in der Effizienz (14,3) den besten Wert aller 46ers-Spieler erreicht hatte, verlängert seinen Kontrakt bis zum Ende der Saison 2005/06. Mit 26 Punkten avanciert der US-Boy wenige Tage später zum Topscorer beim vom TV-Bezahlsender Premiere live übertragenen 85:82-Heimerfolg gegen Bonn. Das Publikum in der Osthalle honoriert das abermals überaus engagierte und spielerisch teilweise mehr als ansehnliche Auftreten ihrer Lieblinge und steht wie eine Wand hinter dem Team. Cheftrainer Stefan Koch schwärmt nach der Partie zum ersten Mal in dieser Saison von der "tollen Interaktion zwischen der Mannschaft und den Zuschauern".
Einen Tag vor Heiligabend kassieren die Gießener bei den Bayer Giants Leverkusen beim 88:108 zwar ihre mittlerweile schon obligatorische Niederlage in der Wilhelm-Dopatka-Halle, beendet wird das Punktspieljahr einen Tag vor Silvester vor ausverkauftem Haus aber mit einem in den letzten Minuten sichergestellten 88:77-Heimsieg gegen das Überraschungsteam aus Ludwigsburg. Mit 14:12 Punkten und auf Tabellenplatz sechs notiert können die 46ers dem neuen Jahr in aller Ruhe entgegensehen. Im Dezember machen die 46ers auch im außersportlichen Bereich von sich reden: Nach dem Oldenburg-Spiel flimmert das "46ers Fan TV", das bis dato ausschließlich über die Internet-Homepage der 46ers abgerufen werden konnte, erstmals über die Fernsehschirme. Ab sofort ist das auf 30 Minuten ausgedehnte Magazin an jedem
Dienstag im Programm des Regionalsenders rheinmaintv zu sehen.
Januar 2005: Das neue Jahr beginnt für die 46ers mit zwei schweren Aufgaben: Zunächst muss das Koch-Team auswärts beim amtierenden Vizemeister GHP Bamberg antreten, danach wird der Tabellenführer RheinEnergie Köln in die Sporthalle Ost vorstellig. In Bamberg liegen die Gießener fast aussichtslos mit 30:52 im Rückstand. Eine Umstellung von einer Mann- auf eine Zonenverteidigung sowie ein im Angriff heiß laufender Lou Campbell, der in diesem Spiel mit 25 Punkten eine persönliche Saisonbestleistung aufstellt, sorgen für eine Wende. Auf 71:72 kommen die Gießener heran, ehe ihnen im Enspurt die Luft ausgeht - Bamberg gewinnt
am Ende mit 78:71.
Am nächsten Wochenende steht der BBL ALLSTAR DAY in der Kölnarena an. Der in der Fanwahl im Süden auf Platz sechs gevotete Chuck Eidson rutscht im letzten Augenblick doch noch in die Startfünf der Süd-Auswahl, da der Bamberger Steffen Hamann verletzungsbedingt passen muss. Mit elf Punkten, vier Assists und drei Rebounds ist Eidson am 110:103-Erfolg des Südens beteiligt, der eine zehnjährige Siegesserie der Nord-Auswahl beendet. Mit Lou Campbell macht ein weiterer Spieler der 46ers von sich reden: Der US-Boy kann den inoffiziellen Titel des besten Profi-Dunkers mit an die Lahn nehmen. Die Vorausscheidung der sechs BBL-Teilnehmer entscheidet der mit 1,90 m kleinste Akteur des Wettbewerbs nach drei spektakulären Flugeinlagen zu seinen Gunsten. Erst im Finale, das die jeweils drei besten Profis und Amateure unter sich ausmachen, muss sich Campbell geschlagen geben. Die Jury gibt zwei Amateuren den Vorzug. Den Sieg sichert sich wie im Vorjahr der Berliner Sascha Szymczak, der insbesondere mit seinem letzten Dunk, bei dem er die Lederkugel über alle 16 BBL-Maskottchen hinweg durch die Reuse hämmert, für Begeisterungsstürme unter den 12.000 Besuchern sorgt. Im Rahmen des ALLSTAR DAYS übergeben die GIESSEN 46ers einen Scheck in Höhe von 18.363,09 Euro an das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef). So viel Geld war bei der Spendenaktion "Gießen zeigt Herz" zusammengekommen, welche von den 46ers Anfang Januar zu Gunsten der Leidtragenden
der Flutwellenkatastrophe in Südostasien ins Leben gerufen worden war.
Mit einem unspektakulären 84:74-Arbeitssieg über einen schwachen Gast aus Trier starten die Gießener eine Woche später in die Bundesliga-Rückrunde. Einziger Wermustropfen: Soul Wane zieht sich im Verlaufe der Begegnung eine Kapselverletzung in der linken Hand zu, die eingegipst werden muss. Der Center fällt für das nächste Auswärtsspiel in Berlin aus. In der Hauptstadt fangen sich die Gießener dann auch prompt eine Niederlage ein. Ohne Wane ist ALBA-Center Jovo Stanojevic unter den Brettern nicht zu kontrollieren. 26 Punkte, elf Rebounds, vier Ballgewinne und drei Assists steuert der Serbe zu dem 99:82-Sieg seiner Mannschaft bei, die nach diesem Spiel zusammen mit Köln und Bamberg punktgleich (alle
24:8) die BBL-Tabelle anführt.
Februar 2005: Beim folgenden Auswärtsspiel in Schwelm ist Wane wieder dabei. Nach einem verschlafenen Start (3:12) kommen die Gießener vor 2.100 Besuchern in der Wuppertaler Uni-Halle, der Heimspielstätte des Aufsteigers, nach und nach immer besser in die Partie. Ein 20:6-Lauf vom 44:40 zum 64:46 bringt am Faschingssonntag schließlich die Vorentscheidung zugunsten der Gäste, die am Ende mit 86:72 triumphieren. Erstmals dabei im Team der 46ers ist Alex Atoberhan. Der 19-jährige Doppellizenzspieler des Oberligisten MTV 1846 Gießen II fungiert für den Rest der Saison als Ersatz für Dominic Cannon. Cannon war wenige Tage zuvor an die sportliche Leitung der Mittelhessen mit dem Wunsch herangetreten, dass er sich in Zukunft mehr auf seine Ausbildung als Bankkaufmann bei der Volksbank
Gießen-Friedberg konzentrieren möchte.
Eidson 27 Punkte und sieben Ballgewinne, Campbell 24 Punkte und fünf Assists, Wane 19 Punkte und neun Rebounds, Gavel 17 Punkte und vier Assists - das sind die Eckdaten eines unterhaltsamen Osthallenabends am 12. Februar: Mit 106:95 schlagen die Gießener vor einer abermals fantastisch mitgehenden Kulisse einen ihrer größten Kontrahenten im Kampf um einen Play-Off-Platz, die BG Karlsruhe. Mit 15:1 behalten die Weiß-Roten auch in der Statistik der Ballgewinne eindrucksvoll die Oberhand. In der Tabelle haben die mit 22:16 Punkten auf Rang acht stehenden Gießener nun sechs Zähler Vorsprung vor einem Nicht-Play-Off-Platz. Der Traum von
der Teilnahme an der Meisterschaftsendrunde wird immer konkreter.
Ein anderer Traum zerplatzt vier Tage später - der von der Teilnahme am Pokal-Endturnier. Im Achtelfinale kommt für die Gießener beim amtierenden Cupsieger in Köln das Aus. Zwar erhalten sich die Gießener um einen abermals kaum zu bremsenden Justin Phoenix (28 Punkte) bis 90 Sekunden vor der Schluss-Sirene eine Siegchance (71:73), zwei missglückte Offensivaktionen bringen dann aber die Entscheidung zugunsten der RheinEnergie-Truppe, die dieses Spiel mit 82:76 gewinnt. Im späteren Saisonverlauf erreichen die Kölner auch das Final Four Turnier in Frankfurt und gewinnen dort im Finale gegen Bonn zum zweiten Mal
in ihrer Klubgeschichte den BBL-Pokal.
In der Meisterschaft bleiben die Gießener aber auf Kurs. Und wie! In der Höchster Ballsporthalle revanchiert man sich gegen die OPEL SKYLINERS für die Hinspielniederlage und gewinnt mit 94:86. In einer von beiden Seiten konzentriert geführten Partie (neun Ballverluste bei Frankfurt, fünf bei Gießen) verrichten die die 46ers vor allem am Brett einen guten Job und gewinnen das Reboundduell mit 39:30. Drei Sekunden vor dem Spielende sichern sich die von einem überragenden Chuck Eidson (30 Punkte, 12 Rebounds) angeführten und von über 1.000 mitgereisten Fans unterstützten Gießener auch noch den direkten Vergleich, als Lou Campbell einen Dreier von ganz weit draußen durch die SKYLINERS-Reuse
rauschen lässt.
Ende Februar erreichen die 46ers auch rechnerisch ihr primäres Saisonziel. Mit dem sicheren 92:69-Heimerfolg gegen den von einer Insolvenz bedrohten TSK Würzburg gelingt es den Eidson und Co., den Klassenerhalt bereits neun Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde unter Dach und Fach zu bringen. Neben Chuck Eidson (24 Punkte) und Reboundkönig Soul Wane, der sich in diesem Spiel 20 Abpraller unter den Nagel reißt und damit die Saisonbestleistung des Bambergs Chris Ensminger einstellt, gefällt besonders Gerrit Terdenge mit 19 Punkten. Seinen ersten Bundesliga-Einsatz feiert Alex Atoberhan: In den letzten anderthalb Minuten der
Partie wird der Rookie von Stefan Koch auf das Feld beordert.
März 2005: Vor dem Auswärtsspiel in Tübingen geben die 46ers eine weitere Vertragsverlängerung bekannt. Kapitän Florian Hartenstein unterschreibt für zwei weitere Jahre bei den Lahnstädtern. Beim Liga-Neuling in Tübingen präsentieren sich die Gießener im Stile einer Spitzenmannschaft: Sie glänzen nicht, gewinnen die Partie aber dennoch. Getragen von den Punkten eines Lou Campbell, der zwölf seiner insgesamt 23 Punkte in den letzten zehn Minuten markiert, behalten die Gäste in der hektischen Schlussphase kühlen Kopf und stellen den 82:78-Auswärtssieg dank eines mit 27:16 gewonnenen Schlussviertels sicher. Mit 12:2 Punkten bleibt man damit das beste Rückrundenteam der Liga.
Der Höhenflug hält auch am folgenden Samstag an. Mit 89:79 werden die Artland Dragons aus Quakenrück in der Osthalle besiegt. In der ersten Hälfte zeigen die Gießener nach Meinung ihres Coaches Stefan Koch ihre bis dato beste Angriffsleistung, was auch durch die Feldwurftrefferquote von 61 Prozent untermauert wird. Vor allem Heiko Schaffartzik weiß beim sechsten 46ers-Sieg in Serie zu überzeugen: Der Back-up-Spielmacher erzielt 23 Punkte, verwandelt Dreier aus den unmöglichsten Lagen und macht in der Verteidigung Dragons-Playmaker Michael Jordan das Leben schwer. Und dass, obwohl sich der gebürtige Berliner während der Partie eine starke Prellung in der Wurfhand zuzieht. Beim 72:47 in der 28. Minute sieht es sogar danach aus, als ob die Gießener den direkten Vergleich gewinnen können. Im Hinspiel hatte man die bis dato höchste Saisonniederlage kassiert und mit 63:85 den Kürzeren gezogen. Letztlich reicht es nicht ganz dazu, die minus 22 wettzumachen. Gäste-Coach Chris Fleming spricht nach dem Spiel von einem "schmeichelhaften" Ergebnis für
sein Team.
Vor dem Hauptrundenendspurt machen die 46ers ihren Fans ein Angebot, das die nicht ablehnen können. Mit der finanziellen Unterstützung von einigen ihrer Partner und Sponsoren organsieren die 46ers vorerst zu jedem der vier noch ausstehenden Hauptrundenauswärtsspiele (später auch zu den Play-Off-Auswärtsspielen) kostengünstige Fanbusse zu einem
günstigen Mitfahrpreis von jeweils fünf Euro.
Schon beim folgenden Auswärtsspiel in Oldenburg wird das Angebot von den Fans angenommen. Trotz der Unterstützung ihrer Anhänger bleiben die 46ers im hohen Norden aber deutlich unter ihren Möglichkeiten - vor allem im Bereich der Trefferquote aus dem Feld, wo auf dem Scoutingbogen bei den Gästen am Spielende lediglich 34 Prozent notiert sind. Lediglich Anton Gavel (21 Punkte) und Soul Wane (12 Rebounds) erreichen bei der 75:85-Niederlage Normalform. Gavel schraubt seinen Punkteschnitt in der Rückrunde damit auf 15,3 Zähler pro Spiel, nachdem er in der
Hinrunde auf 10,2 Punkte pro Spiel gekommen war.
Mit einem Sieg im nächsten Heimspiel gegen Braunschweig können die 46ers im Tableau auf den in der ersten Play-Off-Runde Heimrecht garantierenden Rang vier vorrücken, weil die Kontrahenten Federn lassen: Die viertplatzierten Frankfurter verlieren vor eigenem Publikum mit 85:87 gegen Tübingen, die auf Platz fünf angesiedelten Quakenbrücker unterliegen in Karlsruhe mit 77:79. Gießen kann die Gunst der Stunde jedoch nicht nutzen, zeigt ohne Heiko Schaffartzik, der infolge seiner Handprellung pausieren muss, eine seiner schlechtesten Heimleistungen in der Saison und verliert nach acht Heimsiegen in Folge am Ostermontag mit 68:73 gegen BS|ENERGY Braunschweig. Wie in Oldenburg trifft das Team zu schlecht aus dem Feld (33 Prozent), vergeigt in Brettnähe selbst einfachste Gelegenheiten, zum Korberfolg zu kommen. Vor den letzten fünf Spieltagen herrscht im Kampf um die Play-Off-Plätze somit Hochspannung. Den Fünften (Artland, 30:20 Punkte) trennen nur zwei Minuspunkte vom Neunten
(Oldenburg, 26:22).
April 2005: Unterstützt von rund 200 Fans schlagen die 46ers beim folgenden Auswärtsspiel in Bonn zurück. Bei den nach Minuspunkten bis zu diesem Spieltag punktgleichen Rheinländern ist eine in der zweiten Hälfte erfolgte Umstellung auf eine kombinierte Mann-/Raumverteidigung mitentscheidend verantwortlich für den späteren 89:76-Sieg der Gießener. Gegen die Triangle-and-two-Defense der Gäste gelingt den Baskets so gut wie gar nichts mehr. Trainer Stefan Koch kann dagegen wieder einmal auf seine Punktegaranten Chuck Eidson (23) und Anton Gavel (17) und die senegalesische Reboundmaschine Souleymane Wane, der 19 Abpraller einsammelt, zählen. Wichtig auch die drei Dreier von Chris Anrin, die die Gießener nach einem 16:25-Rückstand
im zweiten Viertel auf Tuchfühlung halten.
Schlechte Nachrichten ereilen die 46ers vor der nächsten Partie gegen Leverkusen: Wegen einer Rückenverletzung fällt Heiko Schaffartzik für die restlichen Hauptrundenspiele aus. Nach einer überstandenen Prellung an der Wurfhand zieht sich Schaffartzik die bandscheibenbedingte Erkrankung bei einer Aktion im Training zu. Auch ohne den Aufbauspieler reicht es vor 3.150 Zuschauern in der auverkauften Gießener Sporthalle Ost zu einem 99:83-Sieg über die abstiegsbedrohten Bayer Giants. Besonders nach der Pause glänzen die Gastgeber mit einer starken Angriffsleistung, als zehn von 16 Versuchen von jenseits der Dreipunktlinie durch die BG-Reuse zischen. Vor allem Lou Campbell (19 Punkte, sechs von elf Dreiern), Anton Gavel (15 Punkte, 4/5 Dreier) und Logi Gunnarsson (12 Punkte, 3/5 Dreier) sind für das "Dreierfestival" verantwortlich. Topscorer bei den Gastgebern ist Chuck Eidson, der einmal mehr seine Vielseitigkeit demonstriert und neben 28 Punkten auch noch acht Rebounds, fünf Ballgewinne und vier Assists
zu dem Erfolg beisteuert.
Im nächsten Auswärtsspiel bei der EnBW Ludwigsburg vollbringen die 46ers das, was vor der Saison kaum einer der Basketballexperten für möglich gehalten hatte, und sichern sich vor den live übertragenden Premiere-Kameras mit einem 84:74 den Einzug in die Play-Offs. In einer von beiden Seiten sehr intensiv geführten Partie haben die Mittelhessen den längeren Atem und schalten nach einem bis dato ausgeglichenen Spielverlauf in der Crunchtime noch einmal einen Gang höher. Neben einem abermals fabelhaften Eidson (21 Punkte, acht Assists, sieben Ballgewinne) überzeugt Lou Campbell auf ganzer Linie. Der US-Boy glänzt nicht nur durch spektakuläre, wichtige Korberfolge und die 24 Punkte, die er während seiner 37-minütigen Präsenz auf dem Feld erzielt, sondern vor allem aufgrund seiner starken Verteidigungsleistung gegen EnBW-Playmaker Jerry Greene, den er nahezu komplett aus dem Spiel nimmt. Wenige Tage später verlängert Campbell seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag bei den 46ers bis zum Ende
der Saison 2005/06.
Vor den beiden ausstehenden Spielen gegen Bamberg (Heim) und Köln (Auswärts) stehen die Gießener auf Platz vier. Mit zwei weiteren Siegen könnte man sogar noch auf den zweiten Platz vorrücken. Kurz vor dem Beginn des Heimspiels gegen Bamberg herrscht eine hochemotionale Stimmung in der proppenvollen Osthalle, als eine Reihe größtenteils ergrauter alter Herren durch Hallensprecher Dirk Schäfer auf das Feld gebeten wird. Mit minutenlangen stehenden Ovationen und tosendem Applaus werden die Meisterspieler des MTV 1846 Gießen aus den Jahren 1965, 1967 und 1968 sowie einige andere ehemalige MTV-Basketballer aus den goldenen 60er Jahren vom Publikum begrüßt. Anlässlich des 40. Jahrestages des Gewinns der 1. Deutschen Meisterschaft feiern die alten Helden an der Lahn eine dreitägige Wiedersehensfeier und wohnen im Rahmen dieses Treffens dem Bamberg-Spiel bei, wo sie vor der BBL-Partie eine Ehrung durch die GIESSEN 46ers erhalten. Das Spiel verlieren die Gießener, die verletzungsbedingt auf Heiko Schaffartzik (Rücken) und Justin Phoenix (Knie) verzichten müssen, gegen die erwartungsgemäß mit einer knüppelharten Verteidigung zu Werke gehenden Bamberger um Topscorer Uvis Helmanis (18 Punkte) mit 75:83. Besonders die Feldwurfquote (Gießen 39 Prozent, Bamberg 50) gibt den Ausschlag zugunsten der Franken, die von den 46ers vor dem letzten Spieltag damit nicht mehr einzuholen sind. Nichtsdestotrotz können sich die in der Tabelle auf Platz sechs abgerutschten Gießener mit einem Sieg im letzten Hauptrundenspiel
in Köln noch das Heimrecht in der ersten Play-Off-Runde sichern.
Mai 2005: Am 1. Mai verlieren die 46ers ihr letztes Hauptrundenspiel im unklimatisierten EnergyDome zu Köln mit 77:87. Die Heimspielstätte der Rheinländer gleicht bei Außentemperaturen von bis zu 30 Grad Celcius einer Sauna. Ohne die weiterhin verletzten Heiko Schaffartzik und Justin Phoenix ist es für die Gießener natürlich sehr schwer. Dennoch wurmt die Niederlage ganz besonders, da man im Falle eines Sieges als Tabellendritter und mit dem Heimrecht ausgestattet in die Play-Offs gegangen wäre. Die Hauptrundenbilanz fällt trotzdem über die Maßen positiv aus. Nach drei freien Tagen beginnt die Koch-Truppe wieder mit dem Training. Heiko
Schaffartzik und Justin Phoenix werden langsam an die Belastung herangeführt.
In der Woche vor dem Play-Off-Start bestreitet das Bundesliga-Urgestein noch zwei nicht-öffentliche Testspiele. Am Montag steht in Rotenburg ein Test gegen Bamberg auf dem Programm. Dort absolviert die Bauermann-Truppe ein Trainingslager. Am Donnerstag werden die Klingen mit den OPEL SKYLINERS aus Frankfurt in deren
Trainingshalle gekreuzt.
Die Play-Off-Viertelfinalserie gegen RheinEnergie Köln beginnen die Spieler aus der Lahnstadt sichtlich nervös. Man merkt deutlich, dass die Play-Offs für die Mehrzahl der Spieler Neuland sind. Obwohl Schaffartzik und Phoenix (wenn auch gehandicapt) wieder dabei sind, liegen die Weiß-Roten schnell mit 11:21 im Hintertreffen. Bei knapp 20 Punkten Rückstand (17:38) scheint das Spiel für die Kommentatoren des live übertragenden Abo-Senders Premiere schon vorzeitig entschieden. Doch wieder einmal zeigen die Jungs um Teamleader Chuck Eidson, aus welchem Holze sie geschnitzt sind. Der 19-Punkte-Rückstand wird auf vier Zähler minimiert (55:59). Zum Sieg reicht es aber nicht. Die Leistung nach dem Wechsel, als wir den 19-Punkte-Rückstand bis auf vier Zähler reduzieren, gibt dennoch
Mut für die nächsten Spiele.
Am Tag vor Spiel zwei sind Justin Phoenix (er hatte in Spiel eins einen Schlag auf die Schulter bekommen) und Gerrit Terdenge (Probleme mit dem Handgelenk, auf das er während des Vorbereitungsspieles in Frankfurt einen Schlag bekommen hat) angeschlagen. So entscheidet sich die sportliche Leitung der 46ers dazu, Chris Anrin auf der
Vier starten zu lassen.
Das Osthallenpublikum steht im zweiten Spiel der Serie wie ein Mann hinter der aufopferungsvoll kämpfenden Mannschaft. Gegen eine wahrlich nicht schlechte Kölner Mannschaft, die - angeführt von Sasa Obradovic und Marko Pesic - offensiv auf einem hohen Niveau agiert und nach 15 Minuten mit 48:37 (!) führt, verdienen sich die Gießener den 96:93-Sieg. Dank einer guten Dreierausbeute, einer ebenso guten Reboundarbeit und wichtigen Beiträgen von der Bank (Terdenge, Anrin, Hartenstein) wird der 1:1-Ausgleich in der Serie errungen. Von den Fans gut angenommen wird die Pregame-Party, die fortan vor jedem Play-Off-Heimspiel der 46ers im Außenbereich
der Osthalle stattfinden wird.
Drei Tage später geht Spiel drei mit 98:86 an die vom ehemals in Gießen wirkenden Armin Andres gecoachten Kölner. Das RheinEnergie-Team nutzt seine tiefe Bank, um die Gießener Offensivaktionen durch Fouls im Keim zu ersticken. 33 Fouls der Gastgeber stehen am Ende 21 Gießener Regelverstößen gegenüber. Köln spielt wie im bisherigen Verlauf der Serie auf einem sehr hohen Niveau. Obradovic markiert vor der Pause 16 seiner insgesamt 19 Punkte, Pesic (21) bleibt bei seinen Wurfversuchen nahezu ohne Fehlversuch und auch von der Bank erhalten die Kölner durch Johannes Strasser (11) wichtige Zähler. Auf 46ers-Seite überzeugen lediglich Chuck Eidson (31), Anton Gavel (22) und "Soul" Wane (13, dazu
8 Rebounds).
Der Verdacht bei Justin Phoenix, den Mannschaftsarzt Dr. Wolfgang Leutheuser schon unmittelbar nach dem Spielende geäußert hatte, bestätigt sich am Montag nach einem MRT. Mit einem Innenbandabriss im Knie fällt der Power Forward für den Rest der Play-Offs aus. Eine bittere Schwächung für die 46ers. In Erinnerung bleibt, wie sehr sich Phoenix in den zurückliegenden Wochen trotz Verletzungen für die Mannschaft
gequält hat.
Einen Tag danach spielt die Mannschaft auch ohne Phoenix wie aus einem Guss. In einer unglaublich emotionalen Osthallenatmosphäre ist der 24:10-Blitzstart der Hausherren letztlich vorentscheidend für den späteren 92:74-Erfolg. Chuck Eidson dominiert erneut mit 30 Punkten. Dazu macht Gerrit Terdenge ein Super-Spiel mit 17 Punkten und neun Rebounds. Sehenswert sein Rückwärts-Dunking zu Beginn der zweiten Hälfte, nachdem er Ex-NBA Profi Bill Edwards wie eine Schlaftablette am Zonenrand stehen gelassen hatte. Die 46ers-Fans sind heiß auf Spiel fünf: Wenige Minuten nach dem Schlusspfiff sind bereits elf (!) Fanbusse voll, Gießens "Gutt
Stubb" soll am Fronleichnamstag offensichtlich an den Rhein verlegt werden.
So ist es dann auch. Bei Spiel fünf ist in den Gießener Fanblöcken im EnergyDome die Hölle los. Rund 1.200 Anhänger hatten sich auf den Weg an den Rhein gemacht. Die Partie wird zu einem Heimspiel für die 46ers. Dank einer vom Anfang bis zum Ende konzentrierten und nervenstarken Teamleistung gelingt der Gießener Truppe mit dem 78:69-Sieg die große Überraschung,
der vor der Saison von niemandem erwartete Einzug ins Play-Off-Halbfinale.
Die beste Saisonleistung von Chuck Eidson, der 40 Punkte einstreut, sowie die sechs Blocks von Souleymane Wane sind die Highlights der Partie. Kölns Coach Armin Andres spricht nach der Partie von einem verdienten Weiterkommen der Gießener, die "mit mehr Herzblut" gespielt hätten als sein Team. Für Stefan Koch war Spiel vier "der Knackpunkt" in der Serie. "Da ist
es erstmals einem Team gelungen, das andere zu dominieren", so Koch.
Den Gießenern bleiben nur zwei Tage zur Vorbereitung für die erste Halbfinalpartie in Bamberg, die mit einem 3:0-"Sweep" über Oldenburg weitergekommen waren und deshalb eine längere Pause in Anspruch nehmen konnten. Am 29. Mai setzen die 46ers-Akteure die taktischen Vorgaben im Bamberger Forum ausgezeichnet um. Bambergs Center Chris Ensminger dominiert jedoch mit 21 Punkten und 18 Rebounds die Bretter und legt damit den Grundstein für den 74:67-Erfolg der Gastgeber. Gerrit Terdenge bestätigt seine starke Form aus den letzten Spielen der Köln-Serie, aber Lou Campbell und Chuck Eidson treffen nur sechs ihrer 27 Würfe aus dem
Feld.
Juni 2005: Unmittelbar nach Spiel eins fängt sich Lou Campbell eine schwere Erkältung ein. Auch als sich das Team am Mittwoch abschließend auf das zweite Halbfinalspiel gegen den GHP Bamberg vorbereitet, ist er nicht dabei und hütet das Bett. Die größte Sorge der sportlichen Leitung ist folglich, ob der US-Amerikaner bis zum zweiten
Spiel am Donnerstagabend wieder fitt sein wird.
Als Stefan Koch dem Combo-Guard am Donnerstagvormittag gegenübersteht, hat er wenig Hoffnung, dass er ein paar Stunden später wird spielen können - wenngleich er ihm versichert: "Coach, I will try." Am Abend versucht er es dann tatsächlich. Was er dann bei dem 84:73-Sieg nach Verlängerung leistet, ist sensationell - nicht nur wegen seiner 20 Punkte. Dank einer kämpferischen Glanzleistung und einer daraus resultierenden fulminanten Aufholjagd biegen die Gastgeber die Partie vor 3.150 Zuschauern in der wieder einmal ratzeputz ausverkauften Osthalle nach einem 33:46-Rückstand noch einmal herum, stecken auch den demoralisierenden Dreier von Derrick Taylor zum 71:71-Ausgleich 14 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit scheinbar wie selbstverständlich weg und zerstören mit einem 13:2 in den folgenden fünf Overtime-Minuten schließlich kompromisslos die letzten Bamberger Hoffnungen auf das 2:0 in der Serie. Wichtige Garanten für den Sieg sind neben Campbell Anton Gavel, der den im ersten Durchgang überragenden Demond Mallet an die Kette legt und Soul Wane, der sich nach der Pause 14 Rebounds
sichert.
Regeneration und ein Mannschaftsessen im Pizza Pie stehen am Tag danach auf dem Programm. Chuck Eidson hat sich am Vortag eine Adduktorenzerrung zugezogen. Sein Einsatz in Spiel drei am Sonntag ist genauso fraglich wie der von Lou Campbell, der in der Nacht von Freitag auf Samstag einen
schweren Rückfall erleidet.
Lou Campbell teilt der sportlichen Leitung am Sonntagmorgen um 8.30 Uhr mit, dass es ihm nicht besser geht. Chuck Eidson erhält vor dem Spiel einen Tapeverband. Letztendlich entscheidet man sich aber auch bei ihm gegen einen Einsatz. Stefan Koch betont nach der Partie, dass die Gesundheit und körperliche Unversehrtheit der Spieler an erster Stelle stehen muss. Das restlich verbliebene 46ers-Team gestaltet die Partie bis kurz vor Ende des ersten Viertels ausgeglichen (14:14), verliert am Ende aber
klar und deutlich mit 47:85.
Die Hoffnungen der 46ers-Fans richten sich auf das vierte Spiel, das bereits zwei Tage später in der Gießener Osthalle zur Austragung kommt. Am Tag vor dem Spiel gibt es bezüglich der Einsatzfähigkeit von Eidson und Campbell positive Signale von Seiten der medizinischen und physiotherapeutischen Abteilung. Wird einer von beiden oder
werden vielleicht sogar beide in Spiel vier dabei sein können?
Am Dienstagabend stehen dann tatsächlich beide in der Startaufstellung. Trotzdem bieten die Weiß-Roten in der ersten Halbzeit ihre schlechteste Saisonleistung. Das Team wirkt verunsichert und müde, im Angriff wie in der Verteidigung läuft beinahe nichts zusammen. Zehn Ballverluste und eine Feldwurfquote von 17 Prozent (5 von 29) zur Halbzeit sprechen für sich. Mit einem erschreckend
hohen 17:52-Rückstand trotten die 46ers-Spieler in die Kabinen.
Missfallensbekundungen von Seiten der Fans bleiben aber aus. Die knapp 3.000 Gießener Fans in der ausverkauften Osthalle beweisen ein feines Gespür dafür, was für eine außergewöhnliche Leistung ihre Mannschaft in dieser Saison vollbracht hat. Was die 46ers-Fans in der zweiten Halbzeit veranstalten, geht vielen unter die Haut und verdient das Prädikat "Extraklasse". Unermüdlich feiern sie sich und ihr Team und bedanken sich auf diese Art und Weise für eine Super-Saison und den größten Erfolg einer Gießener Bundesligamannschaft seit der Saison 1986/87. Aufgeputscht durch die Atmosphäre in der Halle und getrieben von dem Ehrgeiz, sich ordentlich aus der Saison zu verabschieden, gelingt es den Gavel, Eidson und Co., den Rückstand auf 42:63 zu verkürzen. Mehr geht aber nicht. Bamberg präsentiert sich an diesem Abend ganz einfach zu stark und zieht schnell wieder auf 73:46 davon. In der Schlussphase der Partie holt Stefan Koch seine Starter unter tosendem Applaus vom Feld. Noch lange nach dem Spielende werden Team und Trainer von den auf ihren Plätzen ausharrenden
Fans gefeiert.
Gut 1.500 Basketballfreunde pilgern drei Tage später zur Saisonabschlussfeier in die Gießener Innenstadt. Ihren emotionalen Höhepunkt erlebt die Party schon am frühen Abend, als das 46ers-Team unter donnerndem Applaus die Bühne betritt und sich bei den Fans für die Unterstützung während der Saison bedankt. Spätestens als Heiko Schaffartzik die Menge zu "M T V"-Rufen animiert, erreicht die Stimmung am Berliner Platz jenes Niveau, das während der Heimspiele in der Osthalle herrscht. Gießens Oberbürgermeister Heinz-Peter Haumann überreicht Stefan Koch stellvertretend für das Team die Bronzene Ehrenplakette
der Stadt Gießen.
Geehrt werden die 46ers auch vom Fachblatt "BASKETBALL - DAS MAGAZIN". Eine aus BBL-Trainern und Journalisten bestehende Jury zeichnet Spieler bzw. Trainer des Überraschungs-Halbfinalisten in einem Rückblick auf die Saison 2004/05 gleich mit mehreren Awards aus: Stefan Koch wird zum "Trainer des Jahres" gewählt. Chuck Eidson erhält den Titel des "Besten Offensivspielers" und wird zudem in das "All BBL First Team" berufen. In der Abteilung "MVP der Hauptrunde" landet der Allrounder hinter dem Frankfurter Chris Williams auf Platz zwei. Anton Gavel wird als "Meistverbesserter Spieler" ausgezeichnet. Heiko Schaffartzik landet im "All BBL Rookie Team" und Souleymane Wane sowie Lou Campbell
werden in das "All BBL Defense Second Team" gewählt.
(Fotos: Pressebild Schneider/12, Michael Schepp/2)
Bundesliga / Hauptrunde (16 Teams, die besten Acht erreichten die Play-Offs; Heimspielort: Sporthalle Ost):
24.10. GIESSEN 46ers - ALBA Berlin 71:84
29.10. GIESSEN 46ers - Schwelmer Baskets 106:62
03.11. Iceline Karlsruhe - GIESSEN 46ers 65:79
06.11. GIESSEN 46ers - Opel Skyliners Frankfurt 70:77
10.11. TBB Trier - GIESSEN 46ers 54:78
13.11. TSK Würzburg - GIESSEN 46ers 70:68
20.11. GIESSEN 46ers - Walter Tigers Tübingen 66:67
27.11. Artland Dragons - GIESSEN 46ers 85:63
04.12. GIESSEN 46ers - EWE Baskets Oldenburg 85:80
11.12. BS Energy Braunschweig - GIESSEN 46ers 58:67
18.12. GIESSEN 46ers - Telekom Baskets Bonn 85:82
23.12. BayerGiants Leverkusen - GIESSEN 46ers 108:88
30.12. GIESSEN 46ers - EnBW Ludwigsburg 88:77
02.01. GHP Bamberg - GIESSEN 46ers 78:71
08.01. GIESSEN 46ers - RheinEnergie Köln 89:78
22.01. GIESSEN 46ers - TBB Trier 84:74
29.01. ALBA Berlin - GIESSEN 46ers 99:82
06.02. Schwelmer Baskets - GIESSEN 46ers 72:86
12.02. GIESSEN 46ers - Iceline Karlsruhe 106:95
20.02. Opel Syliners Frankfurt - GIESSEN 46ers 86:94
26.02. GIESSEN 46ers - TSK Würzburg 92:69
05.03. Walter Tigers Tübingen - GIESSEN 46ers 78:82
12.03. GIESSEN 46ers - Artland Dragons 89:79
19.03. EWE Baskets Oldenburg - GIESSEN 46ers 85:75
28.03. GIESSEN 46ers - BS Energy Braunschweig 68:73
02.04. Telekom Baskets Bonn - GIESSEN 46ers 76:89
09.04. GIESSEN 46ers - Bayer Giants Leverkusen 99:83
17.04. EnBW Ludwigsburg - GIESSEN 46ers 74:84
23.04. GIESSEN 46ers - GHP Bamberg 75:83
01.05. RheinEnergie Köln - GIESSEN 46ers 87:77
---------------------------------------------------------------
Abschlusstabelle:
---------------------------------------------------------------
1 ALBA Berlin 44:16 Punkte + 217 Körbe
2 GHP Bamberg 42:18 Punkte + 152 Körbe
3 RheinEnergie Köln 40:20 Punkte + 119 Körbe
4 Opel Skyliners 38:22 Punkte + 217 Körbe
5 Artland Dragons 36:24 Punkte + 167 Körbe
6 GIESSEN 46ers 36:24 Punkte + 118 Körbe
7 EWE Baskets Oldenburg 34:26 Punkte + 93 Körbe
8 EnBW Ludwigsburg 34:26 Punkte - 15 Körbe
9 Telekom Baskets Bonn 32:28 Punkte + 1 Korb
10 BG Karlsruhe 26:34 Punkte - 118 Körbe
11 TBB Trier 26:34 Punkte - 90 Körbe
12 BS ENERGY Braunschweig 24:36 Punkte - 74 Körbe
13 Bayer Giants Leverkusen 24:36 Punkte - 20 Körbe
14 WALTER TIGERS Tübingen 22:38 Punkte - 113 Körbe
-------------------------------------------------------------
15 TSK Würzburg 14:46 Punkte - 227 Körbe
16 Union Baskets Schwelm 8:52 Punkte - 426 Körbe
Play-Off-Viertelfinale vs. Köln (3:2):
15.05. RheinEnergie Köln - GIESSEN 46ers
84:78
19.05. GIESSEN 46ers - RheinEnergie Köln 96:93
22.05. RheinEnergie Köln - GIESSEN 46ers 98:86
24.05. GIESSEN 46ers - RheinEnergie Köln 92:74
26.05. RheinEnergie Köln - GIESSEN 46ers 69:78
Play-Off-Halbfinale vs. Bamberg (1:3):
29.05. GHP Bamberg - GIESSEN 46ers 74:67
02.06. GIESSEN 46ers - GHP Bamberg 84:73
05.06. GHP Bamberg - GIESSEN 46ers 85:47
07.06. GIESSEN 46ers - GHP Bamberg 56:88
Deutscher Meister 2004/2005: GHP Bamberg
Deutscher Pokalwettbewerb (BBL-Pokal):
2. Runde:
23.11. TSV 1861 Nördlingen - GIESSEN 46ers 53:90
Achtelfinale:
16.02. RheinEnergie Köln - GIESSEN 46ers 82:76
Deutscher Pokalsieger 2004/2005:
RheinEnergie Köln