Den achten und bis heute letzten nationalen Titelgewinn errang das Gießener Basketball-Bundesliga-Team in der Saison 1978/1979. Da sich das Gesicht der Mannschaft im Vergleich zur Spielzeit 1977/1978, die mit dem Gewinn der 5. Deutsche Meisterschaft des MTV 1846 zu Ende gegangen war, nicht großartig verändert hatte - mit Karl Ampt war lediglich ein Leistungsträger bereits zum Ende der Vorsaison nach Unstimmigkeiten mit Trainer Prof. Hannes Neumann gegangen -, konnte es nicht überraschen, dass die Gießener von den Experten vor Saisonbeginn wieder zum engeren Favoritenkreis
gezählt wurden.
Gleich am ersten Spieltag konnte der MTV diesen Erwartungen vollauf gerecht werden, denn im Duell mit dem anderen großen Favoriten auf die Meisterschaft, dem TuS 04 Leverkusen, setzten sich die "Männerturner" auswärts mit 98:88 durch. Center Ted Hundley machte nahtlos da weiter, wo er in der Vorsaison aufgehört hatte und führte die Neumann-Truppe mit 36 Punkten an.
Auch im weiteren Verlauf der Hauptrunde trumpfte das MTV-Team um Ingo Froese, "U" Strack, Matthias Strauss und die Routiniers Roland Peters, Hansi Heß und "Bobby" Minor zunächst meisterlich auf. Nach überzeugenden Auftritten etwa zu Hause gegen Heidelberg (89:72) und Hagen (88:68) oder in Göttingen (71:61) ging es ohne Verlustpunkte in die Rückrunde, in der dann allerdings zu Beginn gleich fünf Spiele in Folge verloren wurden - dreimal (gegen Leverkusen/102:103, Wolfenbüttel
93:94 und Hagen/92:93) unterlag man dabei nur mit einem Punkt Unterschied.
Dabei kam es auch zu einem kurzzeitigen Comeback eines in Gießen sehr beliebten Spielers: Anthony "Toni" Koski, der sich von 1972 bis 1974 im Gießener Trikot in die Herzen der MTV-Anhänger gespielt hatte, anschließend im französischen Nizza auf Korbjagd gegangen war und nun in seiner us-amerikanischen Heimat als leitender Angestellter eines Warenhauses sein Geld verdiente, sprang auf Anfrage der MTV-Verantwortlichen in den wichtigen Partien gegen Heidelberg, Göttingen und Hagen für den von einer schweren Grippe heimgesuchten Ted Hundley ein. Das Mitwirken des blonden Centerhünen aus Boston konnte aber auch nicht verhindern, dass sein altes Team, zu dem der Kontakt nie abgerissen
war, dreimal als Verlierer vom Platz ging.
Gegen Ende der Hinrunde und mit der Rückkehr von Hundley fing sich der MTV 1846 wieder, in die Endrunde startete der fünfmalige Deutsche Meister punktgleich mit Leverkusen auf Platz eins. Dort waren die Rheinländer dann aber zu stark. Während sich die Konkurrenz die Punkte gegenseitig abnahm, verlor der TuS 04 lediglich eines der zehn Endrundenspiele und feierte am Ende mit zehn Punkten Vorsprung seine fünfte Deutsche Meisterschaft. Obwohl das Gießener Team eine negative Endrundenbilanz von 4:6 Siegen aufwies, landete die Neumann-Truppe
noch vor Wolfenbüttel und Göttingen auf dem zweiten Platz.
Erfolgreicher verlief für die 1846er der Pokalwettbewerb. Nachdem man zuvor bei den Zweitligisten FC Bayern München (92:63) und der Spvgg. Ludwigsburg (94:81) keine größeren Probleme gehabt hatte, kam es im Halbfinale in der Sporthalle Ost erneut zum Duell mit den zu diesem Zeitpunkt bereits als neuer Deutscher Meister feststehenden Leverkusenern. Dank großartiger Auftritte von Hundley (33 Punkte) und Strauss (25 Punkte, persönliche Saisonbestleistung) schaffte es der MTV, die "Riesen vom Rhein" zum zweiten Mal in dieser Spielzeit in die Knie zu zwingen. Mit
90:76 fiel der Sieg auch relativ deutlich aus.
Die beiden Finalspiele (seinerzeit wurde der Pokalsieger noch in Hin- und Rückspiel ermittelt) waren erreicht. Gegner war der SSC Göttingen, der die Nationalspieler Erhard Apeltauer, Dirk Weitemeyer sowie die "schwarze" Perle Wilbert Olinde in seinen Reihen hatte. Trainer des Teams war Terry Schofield, der mit Göttingen in den 80ern noch einige große Erfolge feierte und viele Jahre später in Bamberg mit einem Assistenten namens Ken Scalabroni auf der
Trainerbank saß.
Nachdem der MTV das Hinspiel in der mit 2.500 enthusiastisch mitgehenden Zuschauern gefüllten Göttinger Godehardhalle nach einem 57:68-Rückstand in der 31. Minute doch noch mit 77:72 für sich entscheiden konnte, kam es eine Woche später, am 29. März 1979, in der Osthalle zum alles entscheidenden Rückspiel. Vor 1.800 Besuchern ging es nach einer 47:38-Halbzeitführung des Gießener Teams in der Schlussphase noch einmal hektisch zu, denn Göttingen holte Punkt um Punkt auf und hatte beim 71:73 zwei Minuten vor Schluss sogar erstmals die Führung inne. Am Ende konnte der SSC das Gießener Punkte-Polster aus dem Hinspiel aber nicht vollends aufzehren. Trotz der 75:77-Niederlage hievte MTV-Kapitän "Hansi" Heß zum dritten Mal nach 1969 und 1973 den Pokal in die
Höhe.
Bundesliga / Hauptrunde (die besten Sechs erreichten die Endrunde; Heimspielort: Sporthalle Ost):
23.09.
TuS 04 Leverkusen - MTV 1846 Gießen 88:98 (52:54)
27.09. MTV 1846 Gießen - MTV Wolfenbüttel 93:91 n.V. (82:82/37:37)
30.09. MTV 1846 Gießen - USC Heidelberg 89:72 (45:27), Z.: 1.547
11.10. SSC Göttingen - MTV 1846 Gießen 61:71 (28:43)
14.10. MTV 1846 Gießen - SSV Hagen 88:68 (41:32), Z.: 2.100
21.10. 1. FC Bamberg - MTV 1846 Gießen 66:93 (30:52)
25.10. Post-SV Bayreuth - MTV 1846 Gießen 80:81 (36:46)
29.10. MTV 1846 Gießen - BSC Köln 84:78 (48:45)
03.11. TuS Aschaffenburg-Damm - MTV 1846 Gießen 85:88 (37:44)
10.11. MTV 1846 Gießen - TuS 04 Leverkusen 102:103 n.V. (93:93/57:48)
14.11. MTV Wolfenbüttel - MTV 1846 Gießen 94:93 (47:47)
18.11. USC Heidelberg - MTV 1846 Gießen 83:69 (41:30)
22.11. MTV 1846 Gießen - SSC Göttingen 81:89 (50:49)
25.11. SSV Hagen - MTV 1846 Gießen 93:92 (39:47)
02.12. MTV 1846 Gießen - 1. FC Bamberg 103:77 (51:38), Z.: 1.000
06.12. MTV 1846 Gießen - Post-SV Bayreuth 98:83 (51:45), Z.: 800
09.12. BSC Köln - MTV 1846 Gießen 83:84 (47:40)
16.12. MTV 1846 Gießen - TuS Asch.-Damm 119:83 (59:46), Z.: 700
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Abschlusstabelle:
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1 MTV 1846 Gießen 26:10 Punkte + 149 Körbe
2 TuS 04 Leverkusen 26:10 Punkte + 199 Körbe
3 SSC Göttingen 24:12 Punkte + 66 Körbe
4 MTV Wolfenbüttel 20:16 Punkte + 18 Körbe
5 USC Heidelberg 20:16 Punkte - 41 Körbe
6 SSV Hagen 20:16 Punkte + 88 Körbe
7 BSC Köln 18:18 Punkte + 23 Körbe
8 Post-SV Bayreuth 12:24 Punkte - 62 Körbe
9 1. FC Bamberg 10:26 Punkte - 123 Körbe
10 TuS Aschaff.-Damm 4:32 Punkte - 317 Körbe
Bundesliga / Endrunde (Alle Hauptrundenergebnisse wurden mitgenommen):
13.01. TuS 04 Leverkusen - MTV 1846 Gießen
108:86 (54:41)
20.01. MTV 1846 Gießen - MTV Wolfenbüttel 77:80 (39:36)
27.01. MTV 1846 Gießen - USC Heidelberg 73:65 (31:26), Z.: 1.000
02.02. SSV Hagen - MTV 1846 Gießen 88:89 (50:40)
10.02. MTV 1846 Gießen - SSC Göttingen 88:87 (46:43)
17.02. MTV 1846 Gießen - TuS 04 Leverkusen 70:80 (42:46), Z.: 2.200
03.03. MTV Wolfenbüttel - MTV 1846 Gießen 74:73 (42:41)
10.03. USC Heidelberg - MTV 1846 Gießen 76:72 (35:36)
17.03. MTV 1846 Gießen - SSV Hagen 73:75 (30:40)
24.03. SSC Göttingen - MTV 1846 Gießen 72:76 (35:41)
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Endrundentabelle:
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1 TuS 04 Leverkusen 44:12 Punkte + 374 Körbe
2 MTV 1846 Gießen 34:22 Punkte + 121 Körbe
3 MTV Wolfenbüttel 32:24 Punkte - 17 Körbe
4 SSC Göttingen 32:24 Punkte + 86 Körbe
5 SSV Hagen 30:26 Punkte + 57 Körbe
6 USC Heidelberg 24:32 Punkte - 129 Körbe
Deutscher Meister 1978/1979:
TuS 04 Leverkusen
Europapokal der Landesmeister:
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Deutscher Pokalwettbewerb:
4. Runde (20.12.78):
FC Bayern München - MTV 1846 Gießen 63:92 (34:45)
Viertelfinale
(21.02.79):
Spvgg Ludwigsbg. - MTV 1846 Gießen 81:94 (42:41)
Halbfinale
(07.03.79):
MTV 1846 Gießen - TuS 04 Leverkusen 90:76 (47:36)
Finale
(Hinspiel 21.03.79, Rückspiel 28.03.79):
SSC Göttingen - MTV 1846 Gießen 72:77 (40:39)
MTV 1846 Gießen - SSC Göttingen 75:77 (47:38), Z.: 1.500
Deutscher Pokalsieger 1978/1979:
MTV 1846 Gießen