Trotz der namhaften Abgänge von Butler und Urmitzer waren die Männerturner mit ihren vier Neuzugängen spielstark genug, um im Spitzenkampf der Oberliga zu bestehen; am Ende kam der MTV zu 23 Siegen in 24 Spielen und feierte mit 46:2 Punkten und 1913:1242 Körben seine erste Südwestdeutsche Meisterschaft. Mit Jochen Wucherer kam der Vater des heutigen Nationalspielers Denis Wucherer (BG Leverkusen) und des in den 90er Jahren für den MTV 1846 spielenden Nico Wucherer vom
TV 1817 Mainz an die Lahn.
Im Europapokal der Landesmeister trafen die Gießener schon in der ersten Runde auf die Startruppe von Simmenthal Mailand. Die Italiener traten u. a. mit dem
ehemaligen US-Senatoren und Präsidentschaftskandidaten
"Bill" Bradley an, der das US-Basketballteam bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio zu Gold geführt hatte, danach an der britischen Elite-Uni Oxford studierte und von den Mailändern eigens für die Europacupspiele eingeflogen wurde; von 1967-77 spielte Bradley schließlich in der NBA für die New York Knicks. Beim Hinspiel in der ausverkauften Doppelturnhalle mussten die Gäste nach einer klaren 76:50-Führung kurz vor dem Ende beim Zwischenstand von 84:77 noch einmal um den Sieg zittern. Letztlich gewannen sie mit 87:77, Distanzwurfspezialist Bradley war mit 31 Punkten der überragende Mann des Abends. Das Rückspiel
entscheidet Simmenthal mit 30 Punkten Differenz zu seinen Gunsten.
Gegen die mit Topstars nur so gespickten Mailänder bestritt der neue US-Boy Jack Williams sein Debüt im MTV-Trikot. Heinz-Ewald Hirsch, damals Manager der MTV-Basketballer: "Im Hinspiel hat Jack so überzeugend aufgespielt, dass die Mailänder ihn vom Fleck weg verpflichten wollten. Das ging aber natürlich nicht, weil er ja in Gießen stationiert war." Im Halbfinal-Hinspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen Düsseldorf lief Williams das letzte Mal für den MTV auf; drei Tage später wurde der US-Amerikaner nach Vietnam
versetzt, wo er wenig später sein Leben lassen musste.
Im Halbfinale trafen die Gießener auch auf den zum damaligen Zeitpunkt längsten deutschen Basketballer, den Düsseldorfer Herbst (die Angaben über seine
Größe schwanken von 2,13 m bis zu 2,25 m).
Auch wenn das DM-Endspiel in Augsburg gegen Heidelberg nach einem hohen 23-Punkte-Rückstand und einer furiosen Aufholjagd letzten Endes knapp verloren ging, einen Meistertitel durfte der MTV 1846 am Finaltag in Augsburg doch noch feiern: Die von Bernd Röder gecoachten MTV-Junioren gewannen am Vormittag mit einem 64:49-Erfolg über den TB Oldenburg ihre 1. Deutsche Meisterschaft. Die Mannschaft hatte folgendes Aussehen: Dort, Ruppel, Justus, Schüttle, Mertens, Dunkel, Bernath, Ampt,
Theo Strack, von Herath, Binzel, Glock, Dieter Strack, Nauheimer, Trainer:
Bernd Röder.
Die Spiele der Saison:
Mit dem Schrecken davon kamen die Gießener beim Zwischenrunden-Rückspiel in Wolfenbüttel. Nach dem klaren 66:39-Erfolg im Hinspiel waren die Männerturner vielleicht ein wenig zu selbstsicher zum Namensvetter gefahren. Dort erwartete die Röder und Co. ein Hexenkessel. Gegen die einen Höllenlärm veranstaltenden Heimzuschauer und das die Gäste klar benachteiligende Schiedsrichtergespann galt es zu bestehen. Eine Minute vor Schluss lag man mit 60:80 im Rückstand.
Mit
Röder,
Geschwindner,
Jungnickel,
Wucherer und Williams (er war ohne Schlaf angereist, weil er in Pirmasens die ganze vorherige Nacht Wachdienst schieben musste) waren zu diesem Zeitpunkt nicht weniger als
fünf (!) Spieler ausgefoult. Mit
Ross,
Gelling,
Kienast und Jörg standen nur noch vier Mann auf dem Feld, als sich die folgende Kuriosität ereignete. Nachfolgende Passage haben wir der Gießener Allgemeinen vom 9.
Mai 1966 entnommen: (...) Coach
Nennstiel, der sich noch schnell auf der Spielerbank umgezogen hatte, wurde der Zutritt auf das Feld verwehrt, da er barfuß spielen wollte. Als er dann die - vier Nummern
zu großen - Schuhe von
Jungnickel angezogen hatte und aufs Feld wollte, erhielt er - völlig regelwiedrig - einen technischen Fehler zugesprochen, da er in Trainingshosen spielte. Diesen technischen Fehler nutzte Wolfenbüttel, nachdem es mittlerweile 86:62 führte, noch zu drei Punkten aus, womit der 89:62-Sieg komplett war (...) Letztlich kamen die mit hängenden Köpfen vom Spielfeld schleichenden Gießener aber doch noch weiter, weil sie auswärts mehr Punkte erzielt hatten als der
Gegner.
Oberliga Südwest / Hauptrunde (Heimspielort: Doppelturnhalle der Liebigschule):
02.10.65 MTV 1846
Gießen - TV Kirchheimbolanden 77:42 (36:14)
09.10.65 EK Eppelheim - MTV 1846 Gießen 62:90 (23:53)
16.10.65 MTV 1846 Gießen - TSG Darmstadt 106:40 (57:19)
23.10.65 KuSG Leimen - MTV 1846 Gießen 53:72
30.10.65 GW Frankfurt - MTV 1846 Gießen 76:77 (38:39)
20.11.65 MTV 1846 Gießen - USC Heidelberg 82:62 (39:23)
??? 1. FC Kaiserslautern - MTV 1846 Gießen 33:74
01.12.65 Eintracht Frankfurt - MTV 1846 Gießen 41:63
04.12.65 MTV 1846 Gießen - USC Mainz 91:46 (44:22)
09.12.65 TV 46 Heidelberg - MTV 1846 Gießen 69:106 (31:37)
13.12.65 TB Heidelberg - MTV 1846 Gießen 73:86 (36:36)
06.01.66 BC Darmstadt - MTV 1846 Gießen 76:83 (35:46)
08.01.66 MTV 1846 Gießen - Eintracht Frankfurt 82:44 (37:11)
15.01.66 TV Kirchheimbolanden - MTV 1846 Gießen 53:133 (23:59)
22.01.66 MTV 1846 Gießen - TB Heidelberg 90:46 (43:18)
29.01.66 MTV 1846 Gießen - EK Eppelheim 80:31 (41:15)
05.02.66 MTV 1846 Gießen - KuSG Leimen 76:37 (32:15)
12.02.66 MTV 1846 Gießen - GW Frankfurt 86:64 (35:25)
05.03.66 USC Heidelberg - MTV 1846 Gießen 77:70 (30:32)
??? MTV 1846 Gießen - 1. FC Kaiserslautern
12.03.66 BC Darmstadt - MTV 1846 Gießen 45:57 (14:31)
19.03.66 MTV 1846 Gießen - TV 46 Heidelberg 89:71 (40:31)
26.03.66 USC Mainz - MTV 1846 Gießen 44:57 (27:28)
02.04.66 MTV 1846 Gießen - BC Darmstadt 86:57 (42:35)
Zwischenrunde um die Deutsche Meisterschaft:
30.04.66 MTV 1846 Gießen -
MTV Wolfenbüttel (Hin) 66:39 (33:19)
07.05.66 MTV Wolfenbüttel - MTV 1846 Gießen (Rück) 89:62 (45:28)
Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft:
14.05.66 MTV 1846 Gießen -
ATV Düsseldorf (Hin) 61:57 (23:29)
22.05.66 ATV Düsseldorf - MTV 1846 Gießen (Rück) 66:79 (28:33)
Finale um die Deutsche Meisterschaft (in Augsburg, 1.200 Zuschauer):
04.06.66
USC Heidelberg - MTV 1846 Gießen 73:68 (33:26)
Punkteverteilung MTV 1846:
Jungnickel 15,
Geschwindner
14,
Kienast
13,
Ross
8,
Röder
7,
Wucherer
7,
juergen_gelling">Gelling
4,
Rupp,
Jörg.
Deutscher Meister 1965/1966:
USC Heidelberg
Europapokal der Landesmeister:
1. Runde:
MTV 1846 - Simmenthal Mailand
77:88, 1.400 Zuschauer
Simmenthal Mailand - MTV 1846 103:73, 5.200 Zuschauer