Zu Beginn der Saison bekamen die Männerturner mit Nationalspieler Klaus "Pollo" Urmitzer, Junioren-Nationalspieler Holger
Geschwindner und Karl Clausen (beide aus Laubach) wertvolle Verstärkung.
Nach drei klaren Auftaktsiegen setzte es im vierten Spiel beim "Angstgegner" TB Heidelberg die erste Niederlage; seit dem Aufstieg in die Oberliga Südwest im Jahre 1962 war dies die dritte MTV-Niederlage im dritten Spiel bei dem Altmeister, der in den Jahren '48 und '51 bis '53 das Meisterschild nach Heidelberg geholt
hatte.
Seinen ersten Einsatz im MTV-Trikot feierte der vom USC Heidelberg gekommene Nationalcenter Klaus Urmitzer am 10. November gegen den TV 1817 Mainz; laut einem Artikel in der Gießener Freien Presse soll er bei dem 82:53-Heimsieg erst in der siebten Minute (!) erstmals den Ball erhalten haben; was aber nicht weiter aufgefallen
sein soll, weil Jungnickel und Röder zuvor aus allen Lagen getroffen hätten.
Mit insgesamt vier Niederlagen beendete der MTV die Oberliga-Saison hinter dem Meister USC Heidelberg, dem man zweimal klar unterlag, und dem punktgleichen Team von Grün-Weiß Frankfurt auf Platz drei; auf ein notwenig gewordenes Entscheidungsspiel um den zweiten und dritten Platz verzichteten die Gießener, da sie sich als Dritter bessere Chancen in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft ausrechneten als der Zweite, der sich schon in der Zwischenrunde mit dem amtierenden Deutschen
Meister Alemania Aachen auseinandersetzen musste.
Bei einem in Eigenregie durchgeführten Weihnachtsturnier setzte sich der MTV klar gegen drei amerikanische Armeeauswahlteams durch - im Finale gab es einen
deutlichen 70:16-Erfolg gegen die 517th Arty.
Ein Großereignis fand vom 20. bis zum 24. Januar 1965 mit dem Mitropa-Pokal, an dem sich fünf Nationalmannschaften beteiligten, in der Doppelturnhalle statt; bei dem gleichzeitig ausgetragenen Qualifikationsturnier zur Europameisterschaft in der Sowjetunion belegte die deutsche Nationalmannschaft mit den Gießenern Röder und Urmitzer hinter der CSSR und vor Belgien und Österreich den zweiten Platz und schaffte damit die Quali - "Pit" Nennstiel assistierte damals Bundestrainer Bilek; das Abschlussbankett mit
allen Manschaften fand auf der Burg Gleiberg statt.
Die
Spiele der Saison:
Natürlich das Finale um die Deutsche Meisterschaft vor 1.300 Zuschauern in der ausverkauften Heidelberger High School-Halle gegen den VfL Osnabrück. Ernie Butlers Weitwurf kurz vor der Schluss-Sirene sorgte für den 69:68-Endstand und riesigen Jubel unter den vielen Hundert Gießener Fans in Heidelberg - der MTV 1846 Gießen war zum ersten Mal Deutscher Basketball-Meister. Hier kann man sich die letzten Sekunden des Finals
gegen Osnabrück in der Radio-Live-Übertragung des Hessischen Rundfunks anhören. Kommentator ist der legendäre Hajo Rauschenbach. (mp3-Datei, 1,5 MB).
Aber auch das DM-Halbfinale, für das sich der MTV mit den beiden Siegen gegen den Süddeutschen Meister Schwabing München erstmals in seiner Vereinsgeschichte qualifizieren konnte, hatte es in sich: Dort traf der MTV auf Alemania Aachen und damit den Deutschen Meister der beiden vorangegangenen Jahre. Ungeschlagen waren die Aachener bis dahin durch die Saison '64/65 spaziert, lediglich vier Unentschieden (damals gab es noch keine Verlängerung) hatten sich die Westdeutschen dabei abringen lassen. Dementsprechend gespannt wartete man in Basketball-Gießen
auf diese Auseinandersetzung.
In der von G. Raschke verfassten "MTV-Story" ist von einem neuen Rekordbesuch in der Doppelturnhalle die Rede - 1.400 Zuschauern hätten sich beim Hinspiel in der Halle Platz verschafft. Vor der Halle sollen noch mehrere Hundert ohne Karten um Einlass gekämpft haben, während den Schwarzhändlern an den zwei Nebeneingängen die letzten Karten aus den Händen gerissen wurden. Sensationellerweise wurden die Aachener von dem MTV in den beiden Duellen dann
förmlich an die Wand gespielt. Bei dem 82:56-Sieg der Gießener (
Urmitzer 26, Jungnickel 20, Röder 13, Gelling 10, Geschwindner 8) im Hinspiel kassierten die Alemannen ihre erste Niederlage seit drei Jahren.
"Gleichzeitig war dieses Spiel ein Triumph des modernen Basketballs dauernder Schnellangriffe, gemischt mit einem schnörkellosen Positionsspiel, ohne die Einpressung der Spieler in ein starres System, wie das auf Aachener Seite drei Jahr lang der Fall war", heißt es dazu in der MTV-Story. Im Rückspiel gelang Röder
und Kumpanen mit einem 99:87-Erfolg die endgültige Entthronung der Aachener.
Oberliga Südwest / Hauptrunde (Heimspielort: Doppelturnhalle der Liebigschule):
03.10.64
VfL Bad Kreuznach - MTV 1846 Gießen 62:87 (32:38)
10.10.64 1. FC Kaiserslautern - MTV 1846 Gießen 52:67 (17:27)
17.10.64 MTV 1846 Gießen - BC Darmstadt 102:54 (48:20)
24.10.64 TB Heidelberg - MTV 1846 Gießen 80:74 (38:34)
31.10.64 MTV 1846 Gießen - Eintracht Frankfurt 91:60 (46:21)
10.11.64 MTV 1846 Gießen - TV 1817 Mainz 82:53 (41:22)
14.11.64 MTV 1846 Gießen - TV Kirchheimbolanden 90:53 (45:28)
28.11.64 USC Heidelberg - MTV 1846 Gießen 97:68 (40:37)
05.12.64 MTV 1846 Gießen - GW Frankfurt 74:67 (34:26)
13.12.64 KuSG Leimen - MTV 1846 Gießen 41:78 (21:49)
09.01.65 MTV 1846 Gießen - VfL Bad Kreuznach 71:49 (33:18)
16.01.65 MTV 1846 Gießen - KuSG Leimen 91:23 (40:7)
30.01.65 MTV 1846 Gießen - USC Heidelberg 75:93 (36:48)
06.02.65 Eintracht Frankfurt - MTV 1846 Gießen 60:77 (34:41)
13.02.65 MTV 1846 Gießen - TB Heidelberg 72:61 (26:37)
20.02.65 MTV 1846 Gießen - 1. FC Kaiserslautern 93:51 (38:27)
13.03.65 TV 46 Heidelberg - MTV 1846 Gießen 66:97 (35:44)
20.03.65 TV 1817 Mainz - MTV 1846 Gießen 49:62 (18:30)
27.03.65 GW Frankfurt - MTV 1846 Gießen 88:76 (38:39)
03.04.65 TV Kirchheimbolanden - MTV 1846 Gießen 90:94 (40:44)
Vorrunde um die Deutsche Meisterschaft:
10.04.65 MTV Wolfenbüttel -
MTV 1846 Gießen (Hin) 82:77 (43:38)
19.04.65 MTV 1846 Gießen - MTV Wolfenbüttel (Rück) 94:71 (43:29)
Zwischenrunde um die Deutsche Meisterschaft:
24.04.65 MTV Schwabing - MTV 1846
Gießen (Hin) 78:79 (37:46)
01.05.65 MTV 1846 Gießen - MTV Schwabing (Rück) 85:51 (39:26)
Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft:
08.05.65 MTV 1846 Gießen -
Alem. Aachen (Hin) 82:56 (42:23)
15.05.65 Alem. Aachen - MTV 1846 Gießen (Rück) 87:99 (35:48)
Finale um die Deutsche Meisterschaft (in Heidelberg, 1.300 Zuschauer):
23.05.65
MTV 1846 Gießen - VfL Osnabrück 69:68 (35:38)
Punkteverteilung MTV 1846: Jungnickel 23, Geschwindner 16, Urmitzer 16, Butler 8, Röder 3, Gelling 2, Ross 1.
Deutscher Meister 1964/1965:
MTV 1846 Gießen