Der "Gigant aus Houston": Der 2,08 m lange Center Maurice Presley (im Bild mit der Nr. 9 im letzten Hauptrundenspiel gegen den SSC Göttingen) war der überragende Spieler im MTV-Team der Saison 1976/1977.
Auf Platz fünf hatte der MTV 1846 Gießen die erste Saison nach der Einführung der einteiligen Basketball-Bundesliga beendet. Den ungewohnten und wenig beliebten Modus der Premierensaison (zehn Teams spielten eine einfache Runde mit Hin- und Rückspiel) hatten die Verantwortlichen des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) schnell über den Haufen geworfen. Zur Saison 1976/1977 wurde im Anschluss an die Hauptrunde wieder eine Endrunde eingeführt. Die sechs für qualifizierten Teams nahmen die Punkte und Körbe aus den Hauptrundenspielen gegen die anderen Endrundenteilnehmer mit in die finale Saisonphase. Auf die Halbfinal- und Finalduelle, die bis zur Spielzeit 1974/1975 im Anschluss an die Endrunde stattgefunden hatten und sehr oft hochdramatisch verlaufen waren, verzichtete der DBB allerdings erneut. Nach einer im "Jeder-gegen-jeden"-Modus mit Hin- und Rückspiel
durchgeführten Endrunde stand der neue Deutsche Meister fest.
Wie angekündigt, gab es für die Gießener Fans ein Wiedersehen mit Maurice Presley. Der US-Amerikaner war von dem MTV 1846 in der Vorsaison ausschließlich für den Europacupwettbewerb verpflichtet worden, in dem seinerzeit anders als in der Bundesliga der Einsatz von zwei US-Amerikanern erlaubt war. In den Europacupduellen mit dem bulgarischen Meister Akademik Sofia hatte der von der Universität aus Houston gekommene baumlange Center einen derart guten Eindruck hinterlassen, dass sich die Gießener Verantwortlichen dazu entschieden, ihn nun für das komplette Bundesligajahr zu verpflichten - diese Option bestand, weil der seit 1974 für den MTV auf Korbjagd gegangene US-Boy Dennis Curran den Verein
nach der Saison 1975/1976 verlassen hatte.
Anders als in der Vorsaison, in der die Gießener Mannschaft frühzeitig den Anschluss an die Spitzenteams verloren hatte, blieben die punktemäßig von Presley (24 Pkt. pro Spiel), dem vor der Saison aus Bamberg zurückgekehrten Karl Ampt (13,6 pS) und Matthias Strauss (11,5 pS) angeführten und wie im Vorjahr von Klaus Jungnickel gecoachten 1846 diesmal lange aussichtsreich im Rennen. Nachdem man in der Rückrunde dann aber zwei unglückliche Ein-Punkt-Niederlagen in Hagen (83:84) und Heidelberg (69:70) kassiert hatte, war der Zug in Richtung Platz eins oder zwei abgefahren. Mit 24:12 Punkten landete der MTV auf Platz fünf, der SSV Hagen (1. Platz/30:6 Punkte), der USC Heidelberg (2./30:6), der TuS 04 Leverkusen (3./26:10), der MTV Wolfenbüttel (4./24:12) und der 1. FC Bamberg (4./20:16) waren die übrigen
Endrundenteilnehmer.
Deutliche Heimerfolge gegen Hagen (99:81) und Wolfenbüttel (92:78) zu Beginn der Endrunde führten dazu, dass sich die Gießener Fans Anfang Februar noch einmal Hoffnungen auf den Gewinn der 5. Deutschen Meisterschaft ihres Klubs hegen durften, die anschließenden Niederlagen in Heidelberg (80:82) und Leverkusen (96:106) ließen die Chancen auf den erneuten Titelgewinn gegen Null sinken. Nach der 84:85-Niederlage im Rückspiel gegen Leverkusen war die Meisterschaft endgültig passé. Immerhin, nach Abschluss der Endrunde hatte sich der MTV (22:18 Punkte) vom fünften auf den dritten Platz vorgeschoben, den Titel sicherte sich Heidelberg (28:12), den des Vize-Meisters
Leverkusen (26:14).
Die Heidelberger feierten in dieser Saison auf nationaler Ebene den totalen Triumph, denn sie holten das Double. Auch den 1967 eingeführten Pokalwettbewerb konnte der USC 1977 erstmals gewinnen. Im Halbfinale schaltete Heidelberg den MTV 1846 Gießen mit 88:80 aus. Die "Männerturner" hatten zuvor Wolfenbüttel (87:80) und nur sehr mühsam den aufstrebenden Zweitligisten Aschaffenburg um Ulrich "U" Strack (75:68 nach 31:41-Rückstand
zur Halbzeit) aus dem Rennen geworfen.
Auch auf europäischer Ebene war das Gießener Team aktiv. In dem 1972 von der FIBA ins Leben gerufenen Korac-Cup traf der MTV auf den französischen Vertreter BC Berck. Nach der 83:100-Hinspielniederlage in Nordfrankreich konnte der viermalige Deutsche Meister das Rückspiel in der Osthalle vor 1.250 Zuschauern zwar mit 91:81 (42:35) zu seinen Gunsten entscheiden, das reichte in der Addition beider Ergebnisse allerdings nicht aus, um in die nächste Runde einzuziehen. Durch einen Endspielerfolg gegen Alco (heute Fortitudo) Bologna gewann der später durch Spieler wie Toni Kukoc oder Dino Radja berühmt gewordene jugoslawische Klub Jugoplastika
Split den Wettbewerb zum zweiten Mal in Folge.
Bundesliga / Hauptrunde (zehn Teams, die ersten Sechs erreichten die Endrunde; Heimspielort: Sporthalle Ost):
18.09. MTV Wolfenbüttel - MTV 1846 Gießen
74:69 (38:39)
25.09. MTV 1846 Gießen - Post-SV Bayreuth 101:56 (44:20), Z.: 618
02.10. 1. FC Bamberg - MTV 1846 Gießen 69:71 (36:35)
06.10. MTV 1846 Gießen - SSV Hagen 84:86 (43:40), Z.: 1.600
09.10. BG/USC München - MTV 1846 Gießen 78:104 (39:44)
16.10. MTV 1846 Gießen - USC Heidelberg 69:77 (44:37), Z.: 2.000
23.10. TuS 04 Leverkusen - MTV 1846 Gießen 85:70 (47:31)
30.10. MTV 1846 Gießen - ASV Köln 132:70 (67:35), Z.: 600
06.11. SSC Göttingen - MTV 1846 Gießen 76:80 (45:41)
13.11. MTV 1846 Gießen - MTV Wolfenbüttel 96:70 (51:31)
20.11. Post-SV Bayreuth - MTV 1846 Gießen 75:88 (34:43)
27.11. MTV 1846 Gießen - 1. FC Bamberg 99:74 (42:32)
01.12. SSV Hagen - MTV 1846 Gießen 84:83 (40:45)
04.12. MTV 1846 Gießen - BG/USC München 119:86 (53:39), Z.: 700
11.12. USC Heidelberg - MTV 1846 Gießen 70:69 (36:38)
18.12. MTV 1846 Gießen - TuS 04 Leverkusen 92:82 (40:45), Z.: 2.000
08.01. ASV Köln - MTV 1846 Gießen 86:111 (45:51)
15.01. MTV 1846 Gießen - SSC Göttingen 121:106 (64:50)
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Abschlusstabelle:
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1 SSV Hagen 30:6 Punkte
2 USC Heidelberg 30:6 Punkte + 203 Körbe
3 TuS 04 Leverkusen 26:10 Punkte + 259 Körbe
4 MTV 1846 Gießen 24:12 Punkte + 257 Körbe
5 MTV Wolfenbüttel 24:12 Punkte
6 1. FC Bamberg 20:16 Punkte - 107 Körbe
7 SSC Göttingen 10:26 Punkte - 136 Körbe
8 ASV Köln 8:28 Punkte
9 Post-SV Bayreuth 4:32 Punkte
10 BG/USC München 4:32 Punkte - 262 Körbe
Bundesliga / Endrunde (Hauptrundenergebnisse der Teilnehmer untereinander wurden mitgenommen)
29.01. MTV 1846
Gießen - SSV Hagen 99:81 (45:37), Z.: 2.100
02.02. MTV 1846 Gießen - MTV Wolfenbüttel 92:78 (41:39), Z.: 1.700
05.02. USC Heidelberg - MTV 1846 Gießen 82:80 (38:41)
12.02. TuS 04 Leverkusen - MTV 1846 Gießen 106:96 (55:41)
26.02. MTV 1846 Gießen - 1. FC Bamberg 104:70 (56:26), Z.: 1.200
05.03. SSV Hagen - MTV 1846 Gießen 78:94 (44:48)
09.03. MTV Wolfenbüttel - MTV 1846 Gießen 88:96 (38:57)
19.03. MTV 1846 Gießen - TuS 04 Leverkusen 84:85 (47:47), Z.: 2.500
12.03. MTV 1846 Gießen - USC Heidelberg 86:84 (37:44), Z.: 1.900
28.03. 1. FC Bamberg - MTV 1846 Gießen 79:90 (41:41)
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Endrundentabelle:
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1 USC Heidelberg 28:12 Punkte + 63 Körbe
2 TuS 04 Leverkusen 26:14 Punkte + 137 Körbe
3 MTV 1846 Gießen 22:18 Punkte + 121 Körbe
4 SSV Hagen 20:20 Punkte + 25 Körbe
5 MTV Wolfenbüttel 12:28 Punkte - 172 Körbe
6 1. FC Bamberg 12:28 Punkte - 174 Körbe
Deutscher Meister 1976/1977:
USC Heidelberg
Korac-Pokal:
2.
Runde:
BC Berck (Frankreich) - MTV 1846 Gießen 100:83 (50:40)
MTV 1846 Gießen - BC Berck 91:81 (42:35), Zusch.: 1.244
Deutscher Pokalwettbewerb:
2. Runde:
MTV Wolfenbüttel - MTV 1846 Gießen 80:87 (36:47)
Viertelfinale
(17.02.77):
TuS Aschaffenburg-Damm (2. Liga) - MTV 1846 Gießen 68:75 (41:31)
Halbfinale (16.03.77):
USC Heidelberg - MTV 1846 Gießen 88:80 (40:36)
Deutscher Pokalsieger 1976/1977:
USC Heidelberg