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Digges Innaview mim Mushiflow> Thats da shit!!!!
Interview mit MushiFlo - Das Tabu ist der Architekt der Seele
vom 17.12.2006
Sebastian Golla, Münster
Jemand hat mal gesagt, HipHop sei tot. Andere sagen immer noch, echten deutschen HipHop gibt es nicht. Bushido sagt, er ist ein guter Junge und macht Urlaubsreisen mit MTV-Moderatoren. Ohne das Gesicht des Musikfernsehens wie den immerjungen Markus Kavka wären manche Großstadtgangster, die hauptsächlich Kleinkriege mit verfeindeten Labels thematisieren, für die Welt nicht halb so unterhaltsam. Die Designer der Provokation, die Labels wie Aggro Berlin heraufgezogen haben, haben es geschafft, das Thema sogar in deutsche Klassenzimmer und politische Debatten zu bringen. Der Proletenrap ist groß geworden und umgibt jeden. Für manche ist es ab und zu ein Lacher, für andere Ernst und Sorge. Die Frage wie man an so etwas herangehen sollte, ist nicht leicht. Es ist ein Dokument - die Bilder von Sidos Zuhause aus dreckigem Beton zwischen Junkies, Jugend und Lebensportraits wirken wie ein vertraulicher Einblick. „Komm mit mir, los ich zeig dir den Kiez“. MushiFlo schreibt dir vielleicht etwas auf deine MySpace-Seite und Scher malt vielleicht ein neues Bild. Sie tun es, ohne etwas damit zu sagen.
Ich bin über ein Blog mit albernen Onlinevideos und Links auf diese „Band“ gestoßen. Sie haben bei Google-Video über 150.000 Klicks. Auf den ersten Blick einer der jüngeren MySpace- und YouTube-Hypes dieser Zeit. Sie machen mit den Klischees von Sido, Fler & Kollegen ein Geheimnis um ihre eigene Person. Auf eine so konsequente Art, dass ich den Gedanken hinter dem Video nicht mit einer Meinung einfärben will, ob es sich um obszöne Musikbanausen oder brillante Satiriker handeln möge.
Crazewire: Wen seht ihr eher als Publikum eurer Musik - die Kids von der Straße oder die Hipsters von MySpace?
Scher: Deine Mudder
Es gibt etwas zu sehen für verwirrte Augen und einen Horizont der über Einkaufsstraßen und Vorstadt nicht hinausgeht. Etwas, in das wie im HipHop das Lebensgefühl fließt mit dem Schlag von Morgen, Mittag und Abend in einer eingezäunten Wirklichkeit. Wenn Max Herre auf Sofas im Rundfunk sitzt und seinen Lover HipHop erklärt, dann muss man wissen, dass es auch Hate gibt. Es würde nicht helfen, zu ignorieren. Es gibt auch etwas für den zu sehen, den es nicht kümmert, wo der Sinn der vernetzten Gesellschaft und der Jugend steht und was sie kümmert und beeindruckt. Etwas Primitives, Sinnloses und Verbotenes, das für dich vielleicht keinen Sinn macht.
Crazewire: Wie ist der „*** Geld Drogen Nutten“-Song und Videoclip entstanden?
MF: Scher und ich saßen im Fitnessstudio (Wir haben riesige Muskeln) und da lief Mucke von unseren Kollegen Fler und Bushido. Weil wir sehr beeindruckt und inspiriert waren haben wir uns entschieden den besten Rap-Track der Welt zu machen. Was uns dann ja auch gelungen ist. Da ich neben meinem Produzentenjob auch noch Filmemacher bin, hab ich mich spontan entschlossen daraus ein Video zu machen, das dann ja auch gleich das Beste aller Zeiten geworden ist.
Crazewire: Gewaltverherrlichung, Sexismus, Inzest, Umweltzerstörung - welche Themen kommen als nächstes?
MF: Einige Themen sind Religion, Politik, Terror, Fernsehen, Werbung, Musik und unser Freund die Musikindustrie und natürlich Gewalt! Wir singen also meistens über Sachen, die wir richtig cool finden.
Es ist nichts Besonderes mehr, dass Webseiten sich um sich selbst drehen – den Sinn erkennt wer das Gefühl versteht. Das sich aus geteilten Interessen undenkbare Ideen verwirklichen, die abwegige Vorlieben hervorsprudeln lassen wie ein gebrochener Damm Wasser. Dass drei Typen sich dafür in einer Vorstadt treffen ist auch möglich. Mit Inspiration, es so weit zu treiben, dass man hört und nicht mehr weiß, was ernst gemeint ist und was nicht. Maskiert mit Absperrband, mit US-Flaggen, Handpuppen, zerschmetterten Gartenzwergen, Bildern im Kuhstall und „armen, armen Kätzchen“.
Crazewire: Wie bist du darauf gekommen, dich mit Absperrband zu maskieren?
MF: Ich war breit, auf der Strasse und bin gestolpert und aus Versehen in ne Baustelle gefallen. Seitdem krieg ich den *** nicht mehr ab.
Crazewire: Habt ihr das Mädchen, das in eurem Video tanzt, verarscht oder hat sie Geld bekommen?
MF: Das Mädel in unserem Video steht natürlich auf uns und hat für umsonst mitgemacht, damit wir mehr Kohle haben die wir versaufen und *** können (Budget für das Video war 65 Mio. Dollar). Wir haben ihr den Track vorgespielt und sie wollte natürlich sofort mitmachen. Ich glaube, es gibt viele die gerne mit ihr tauschen würden. Leider verfolgt sie uns, seitdem das Video draußen ist und behauptet sie hätte von Ikko zwei Kinder.
Crazewire: Wie ist deine Beziehung zu Tieren? Im Video sieht man Schafe und Tauben aber Kätzchen erschießt du (als Grafik im Paint-Stil dargestellt, Anm. d. Red.).
MF: Das mit den Kätzchen war was Persönliches. Die hatten versucht meinen Benz zu klauen und deswegen musste ich sie erschießen, obwohl sie süß waren. Ich bin prinzipiell ohnehin gegen Natur, wie viele Fans aus unserem Track „Wir *** auf Natur“ wissen. Find ich einfach ***.
Stichwort ***. Man spricht von „Leichen von ***“ und dem Gefühl nach ist alles ***. Man nimmt es fast mit Bedeutung, wenn in einer superlativen Gesellschaft nur nebensächlich über 65 Millionen Dollar geredet wird. Wie viel ist zu viel? Es sollte nicht nötig sein, den Text des Songs explizit zu posten – er ist von sich aus ausdrücklich und genau. Es dreht sich nicht um viel mehr als das, was man im Titel und dem Bild vom Absperrband-Rapper sehen kann. Roh, aus einer Laune oder einem Trieb und es bringt Lachanfälle und treibt Humor an eine Stelle, wo er für einen MushiFlo-Fan noch nie gewesen ist. Wer ist für so was bereit?
Crazewire: Im Blog lädst du ein, MTV/VIVA von deinem Video zu überzeugen. Gibt es eine Chance?
MF: Ich denke im Moment nicht, weil unsere Musik und unser Video einfach zu gut sind. Zu gut für MTV/Viva und natürlich auch zu gut für ein Major Label. Ich meine es wäre zuviel Innovation wenn MTV und Viva plötzlich mit echter Qualität anfangen. Das passt einfach nicht ins Konzept. Der Aufruf im Blog ist eher da um die Mitarbeiter bei den Musiksendern zu ärgern und sie an gute Musik zu erinnern – falls ihnen so was überhaupt schon mal begegnet ist.
Scher: Ist richtig Digger, VIVA ist ***. Außerdem hab ich Angst, das mir und meinen Homies was passiert, denn selbst ich kann nicht mehr als 5 Tonnen Geld tragen.
(Ikko Frisch nickt bejahend, Anm. d. Red.)
Crazewire: Wenn Stefan Raab dich einlädt, würdest du kommen?
MF: Immer, nur er würde unser Video nicht spielen weil der Rest seiner Sendung im Vergleich dazu dann noch beschissener wäre als sonst.
Scher: Ich würde natürlich mitkommen, aber ich würde dem Flo das Reden überlassen, weil ich Stefan Raab zu *** finde um mit ihm zu sprechen.
Wahrscheinlich wird der Song nie im Fernsehen laufen, aber vielleicht denkt jemand, der das Video heute gesehen hat in 2 Jahren daran und erkennt das Gefühl wieder. Ein dicker Beat, wenige Gedanken und nur scheinbar zusammenhanglose Bilder. Geniale Dilletanten, wenn man so will. Eine geisteskranke Inspiration, eine Idee der Zeit vielleicht.
Crazewire: Mit wem willst du mal zusammenarbeiten?
MF: Stephen Colbert und Selma Blair
Scher: Meiner rechten Hand und Eichiro Oda
Crazewire: Was war das letzte Buch, das du gelesen hast?
MF: Rand Corporation - A Million Random Digits with 100,000 Normal Deviates
Crazewire: Kannst du außer Xylophon noch andere Instrumente spielen?
MF: Ich rappe nicht nur, ich sing auch wie z.B. im Refrain von „Wir *** auf Natur“ zu hören ist, außerdem spiele ich Perkussion, Taschen-Billard, die Glocken deiner Freundin und Piano.
Crazewire: Was würdest du auf einen Diss von Bushido erwidern?
MF: Ich würde ihn auf ein leckeres Erdbeereis einladen und ihn fragen, ob er nicht Bock hat, bei meiner Platte mitzurappen. Aber er würde mich nicht dissen, weil er weiß dass ich verdammt gute Arbeit mach.
Er ist auf eine kranke Art elegant und eloquent. Seinen langweiligen deutschen Namen will man nicht wissen. Ob er aufs Gymnasium gegangen ist oder seine Eltern reich sind interessiert keinen, der hört wie er schreit „Ey aus dem Weg Alter“. Was gibt es noch mehr zu erfahren außer einem Manifest von rotzigem Crunk, der allem anderen Deutschrap das Gesicht zerbeißt?
Crazewire: Wird es bald ein neues Video geben?
MF: Ja
Crazewire: Und ein Album?
MF: Das kommt drauf an ob wir durch den Verkauf unserer EP schon ausgesorgt haben oder nicht.
Zusätzlich zum Titelhit befinden sich auf der EP noch „Wir *** auf Natur“ – eine heftiger Axtschlag, der keinerlei künstlerische Rechtfertigung zu Grunde liegt. Außerdem mit „MySpace“ der gelungenste bekannte Take, über das allgegenwärtige Internetportal zu sinnieren. Die finale Acidversion von „*** Geld Drogen Nutten“ ist für alle Süchtigen, die die Singleversion schon auswendig kennen und sogar dazu tanzen würden.
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