war ja auch eher als
gemeint
Eine Schmach voll mit Schmäh
Heute vor 25 Jahren schlug Österreich den Nachbarn Deutschland bei der WM in Argentinien mit 3:2
Von Wolfgang Jost
Wo waren Sie am 21. Juni 1978? Wissen Sie nicht mehr? In Österreich weiß das noch jedes - nein, nicht Kind, aber doch jeder über 40-Jährige. Es ist eben ein Unterschied, ob man mit diesem Tag das "Wunder von Cordoba" oder die "Schmach von Cordoba", verbindet. Cordoba, das Trauma der jüngeren deutschen Fußballgeschichte und der Traum der österreichischen, jährt sich heute zum 25. Mal.
Natürlich, auch jenes kleine Land, das uns mit Ferien am Wolfgangsee, Apfelstrudel und Mozarts "Kleine Nachtmusik" verwöhnt, hatte durchaus das Recht, nach 47 Jahren wieder einmal gegen den großen Bruder im Fußball zu gewinnen. Aber musste das ausgerechnet bei der damaligen Weltmeisterschaft in Argentinien sein, zu der "wir" als Titelverteidiger angereist waren? Und dann auch noch so! Eine ganz große Schmach, voll von Wiener Schmäh, erlebten vor allem die deutschen Fußballfreunde, die im Süden der Bundesrepublik der Live-Übertragung des ORF aus der argentinischen Stadt teilhaftig wurden. Der ORF-Reporter und Ingenieur Edi Finger, Gott hab ihn selig, rastete in der 88. Minute nahtlos aus, als Hans Krankl von Rapid Wien das 3:2 erzielte - "Dooor, Dooor, Dooor. I werd' narrisch. I und der Inscheniör Nussbaumer, wir busserln uns ab."
Na gut, wir sagen mal: Wer sollte 'was dagegen haben, wenn sich Ingenieure untereinander etwas näher kommen, so von Reporter-Ingenieur zu Toningenieur. Aber als der Schalker Hakenschläger Rüdiger Abramczik dann in der 89. Minute frei vor dem Ösi-Tor auftauchte und aus kürzester Entfernung verschoss, also das war dann zu viel Herr Finger! O-Ton: "Der braaave Abramczik! Abbusserln könnt' i ihn, den Abramczik. Und jetzt . . . jetzt warten's noch a bisserl, zwaa Minut'n. Nachher könn' ma uns a Viertel genehmigen. Dann hammas g'schlagn."
Zwei Minuten später also, Deutschland war in der Zwischenrunde wie auch Österreich ausgeschieden, verfiel die Alpenrepublik in kollektiven Taumel. Cordoba wurde zum Mythos, und der Wiener Bürgermeister Michael Häupl schrieb in seinen Memoiren, Cordoba sei die "Rache für Königgrätz" (Schlacht von 1866, Preußen besiegte Österreich) gewesen.
Was aber blieb den gemeinen Fans in Deutschland? Nur die billige Rache, dass "Bild" am Tag danach die Telefonnummer des zweifachen Torschützen Krankl zwecks Beschimpfung veröffentlichte, und die Ausrede, dass der deutsche Kapitän Berti Vogts ja nicht nur per Eigentor (zum 1:1), sondern auch mit seiner Ankündigung "klar, die putzen wir weg, 5: oder 6:" zu Österreichs erfolgreichem Aufstand beigetragen hatte.
Erst vier Jahre später, bei der Weltmeisterschaft in Spanien, sollte die "Schmach von Cordoba" in den Schatten gestellt werden von der "Schande von Gijon", jenem deutsch-österreichischen Nichtangriffspakt auf dem Fußballfeld, der den beiden Brüdervölkern das Weiterkommen sicherte - zum Nachteil Algeriens. Nach dem 1: durch "Kopfballungeheuer" Horst Hrubesch in der 12. Minute stellten beide Teams das Sturmspiel komplett ein und konzentrierten sich auf "Verschiebung" des Balles im Mittelkreis.
(Quelle: Berliner Morgenpost, 2003-06-21)
wenn die alle 47 Jahre gegen Deutschland gewinnen, sind se ja erst wieder 2025 dran und da gibt's weder WM noch EM